18,6 Millionen – das ist die Anzahl der zurückgerufenen Pkw allein im ersten Halbjahr 2021 in Deutschland. Diese Zahl hat das Bergisch Gladbacher Center of Automotive Management (CAM) errechnet. Vor allem Fahrzeuge von Volvo, Honda, Mitsubishi, Toyota und Ford wurden zurückgerufen. Daimler, VW und BMW lagen im Vergleich dazu im Mittelfeld.

Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen bringen die Hersteller aufgrund des hohen Veränderungsdrucks vermehrt „unfertige“ Autos auf den Markt – Rückrufe werden hier einfach einkalkuliert. Zum anderen setzen Autokonzerne auf die sogenannte Gleichteilestrategie. Das bedeutet, dass viele Komponenten – beispielsweise elektronische Kontrolleinheiten – nicht nur in Modellen einer, sondern mehrerer Marken verbaut werden. Tritt bei einem solchen Teil ein Fehler auf, ist der Schaden groß.

Konkret führen diese beiden Aspekte vor allem zu sicherheitsrelevanten Mängeln beim Insassenschutz, zu Qualitätsmängeln beim Antrieb und Problemen an der Karosserie. Auch Mängel an Elektrik/Elektronik und Bremsanlage sowie Software-Probleme gehörten zu den häufigsten Gründen für Rückrufe.

Doch warum hört und liest man in den Medien so wenig zu dem Thema? Der Grund ist einfach: Das zuständige Kraftfahrtbundesamt (KBA) stellt keine zentrale Liste aller neuen Rückrufe zur Verfügung. Das heißt, dass oft nur die Fahrer der betroffenen Pkw mitbekommen, wenn ihr Fahrzeug zurückgerufen wird. Die Halter werden nämlich vom KBA kontaktiert. Journalisten von Fachmedien müssen sich hingegen entweder auf europäische oder US-amerikanische Datenbanken verlassen, wenn sie über Rückrufe berichten wollen.

Gehört man zu den Pechvögeln, die Post vom KBA bekommen, ist man verpflichtet, sein Fahrzeug in eine Vertragswerkstatt zu bringen. Wer das nicht tut, muss mit einer Stilllegung des eigenen Pkw rechnen. Die gute Nachricht: Selbst nach Ende der zweijährigen Gewährleistungszeit ist die Reparatur nach einem Rückruf meist kostenlos. Die schlechte: Kosten für An- und Abfahrt sowie einen Ersatzwagen werden meist nicht erstattet. 

Kurzum: Augen auf beim Autokauf! Auch wenn der Charme des Neuen verlockend ist, kann man durch den Kauf eines älteren, aber ausgereiften Modells, das seine „Kinderkrankheiten“ hinter sich hat, viel Stress und Nerven – und vor allem auch Geld – sparen.